Australien 06.03.15 - 29.04.15
Unser Zeit in Australien nähert sich allmählich dem Ende. Wir sind in Melbourne und genießen die letzten Tage in dem größten Land und dem kleinsten Kontinent.
Die letzten Wochen sind sehr abwechslungsreich. Wir helfen im Zentrum des Obstanbaus bei der Birnenernte. Manchmal sind es Monsterbirnen. Eine einzige passt kaum in meine Hand und würde als volle Mahlzeit reichen. In der Zeit, in der wir den Erntehelfer mimen, bleiben wir zur Abwechslung mehr als ein paar Tage an einem Ort. Für uns ist es eine Auszeit. Wir befinden uns nicht jeden Tag in einer anderen Umgebung mit immer fremden Leuten und der ständigen Suche nach einem Nachtlager. Für fast drei Wochen lassen wir uns auf einem Zeltplatz nieder und begegnen tagein tagaus denselben Menschen und haben eine wunderbare Zeit mit den Rucksacktouristen. Es ist erfrischend unter Gleichaltrigen zu weilen, weil man sonst unterwegs oftmals auf die so genannten "grey nomads" trifft. Diese graue Nomaden gehören den älteren Semestern an und reisen den Großteil des Jahres, wenn nicht sogar das ganze Jahr, mit dem Wohnwagen durch das Land.
Irgendwann ist jede Ernte aber vorbei und wir strampeln freudig weiter um voller Tatendrang ein weiteres Fleckchen unserer Erde zu erkunden. Der Fluss Murrey bestimmt unsere Richtung, bis es uns abermals ins Outback zieht. Auf sandiger Piste fahren wir in den Mungo National Park durch ausgetrocknete Seen und müssen einige Male mal wieder schieben. Der Sand kommt manchmal überraschend und so schlenkern und schieben wir uns immer weiter voran bis wir auch davon genug haben und in die Berge fahren.
Die Great Alpine Road ist vorerst unsere letzte Herausforderung. Bei strömendem Regen fahren wir 30 km fast ohne Pause bergauf. Fast am Gipfel angelangt, machen wir an einer Wanderhütte halt, trinken Tee, trocknen unsere Sachen und wärmen uns auf. Zu unserer Freude hört der Regen auf, der Himmel klart auf und wir können doch noch den Blick über die Berge schweifen lassen.
Auf dem Weg nach Melbourne regnet es häufig. Die nächtlichen Temperaturen bewegen sich langsam gegen Null. Es ist Herbst in Victoria und das erste Mal seit dem wir aus Deutschland losgefahren sind tragen wir Mütze, Schal und Handschuhe. Australien ist also keineswegs ausschließlich heiß und flach.
Auf unserer Reise haben wir in keinem Land so viel Zeit verbracht wie in Australien. Wir haben das Land mit seinen liebevollen Einwohnern in unsere Herzen geschlossen. Die Aussies sind schon ein besonderes und liebenswertes Völkchen. Sie sind unheimlich freundlich und respektvoll zu jedem, egal wie man gekleidet ist oder wie seltsam man sich verhält. Sogar Kinder und Jugendliche wissen sich zu benehmen und lärmende Schülergruppen sind hier Fehlanzeige.
Jede noch so kleine "Attraktion" wird hier mit schillernden Worten beworben. Irgendetwas ist immer das Größte, das Älteste, das Schnellste auf der Welt, auf der Südhalbkugel, dem australischen Bundesstaat oder auch nur einer kleinen Region.
Mit vielen Warnschildern wird auf verschiedenste Gefahren hingewiesen. Egal ob elektrischer Strom, Straßenverkehr, Gewässer oder wilde Tiere. Für alles und jeden scheint es Hinweis- oder Gefahrenschilder zu geben. Auf die Idee an die Aussenseite einer steilen und schmalen Passstraße eine Leitplanke zu setzen kommt aber beispielsweise niemand.
Der rote Kontinent ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und so groß und abwechslungsreich, dass laut Aussage eines Einwohners "eine Lebenszeit nicht ausreicht, um alles gesehen zu haben". Faszinierend!